Glas ist der Stoff, aus dem die Transparenzträume der Architektur und Literatur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gemacht sind. Für gewöhnlich wird die Geschichte dieser geteilten Faszination in der Forschung beider Bereiche anhand von einigen kanonischen Werken männlicher Akteure erzählt.
Der Essay nimmt diese historiographische Schieflage zum Anlass, um in der Glaskultur der Moderne dezidiert weiblichen Entwürfen nachzuspüren, deren Geschichten sich oft gleichzeitig auf unterschiedlichen Kontinenten abspielen. Ob Häuser oder Kuppeln, schöpferische Frauen nutzen gläserne Umgebungen, um ihre ‚natürlich‘ zugewiesenen Plätze in westlichen Gesellschaften und die damit verbundenen Grenzen der weiblichen Handlungsmacht zu hinterfragen und neu zu verhandeln.
Szilvia Gellai, Germanistin, Universität Wien
Roland Innerhofer, Germanist, Universität Wien
Szilvia Gellai, Glass Scenographies. Notes on Spaces of One’s Own, Weimar: M BOOKS, 2023
In Kooperation mit M BOOKS.
Livestream: https://youtube.com/live/8686aKdQUKE